Geschichte, Bedeutung und Symbolik der Balifahnen

Wer schon in Indonesien oder auch explizit auf der Insel Bali war, hat sicherlich die langen Fahnenbanner gesehen, die in bunten Farben und bis zu fünf Meter lang eigentlich überall zu finden sind. Selbst an Stränden und am Wegesrand sind diese Balifahnen, auch als Umbul Umbul bekannt, zu finden. Insbesondere über die Begeisterung für Esoterik, aber auch mithilfe von Indonesien-Urlaubern konnten sich die Fahnen bei uns verbreiten. Der religiöse Hintergrund ist längst nebensächlich. Dennoch würden viele Menschen ihre Umbul Umbul gerne an deren Bedeutung ausrichten.

Entstehungsgeschichte der Balifahnen im religiösen Kontext

Die Balifahnen gehen zurück auf die Zeit Buddhas. Selbst im indischen Nationalepos Ramayana werden die Fahnen erwähnt. Bei einem Streit zwischen dem Affengott Hanuman und dem Helden Arjuna sind sie demnach entstanden. Die Drachen, die oft auf den Fahnen zu sehen sind, können dabei die Pfeile des Helden Arjuna symbolisieren.

Auch die indonesische Bezeichnung Umbul Umbul deutet darauf hin, denn Umbul bedeutet Drachenschwanz. Doch auch die indonesische Sprache kennt doppelte oder sich ableitende Bedeutungen. So bedeutet Umbul auch so viel wie Fahnenstange oder “sich emporhebende”. Das Plural “Umbul Umbul” ergibt sich durch Fahnenstange und Fahne. Da die Fahnen auch bei Prozessionen und in Tempeln eine wichtige Rolle spielen, werden sie auch als Gebetsfahnen bezeichnet.

Die religiöse Ausrichtung der Balifahnen

Während also die Form auf einen Drachenschwanz und der eventuell vorhandene Drache auf dem Banner auf den Helden Arjuna verweist, sind die Farben traditionell Göttern und damit auch bestimmten Richtungen zugewiesen. In ganz Indonesien gibt es Feste, die bestimmten Göttern oder Regionen zugeschrieben werden, daraus ergibt sich gegebenenfalls die Farbsymbolik. Gegebenenfalls, da Tempel auch Richtungstempel (dieser göttlichen Regionen) sein können. Es gibt Listen mit bekannten Richtungstempeln in Indonesien, doch wie so oft in religiösen Fragen lässt sich auch hier nicht endgültig klären, welche Tempel Richtungstempel sind.

Die bali-hinduistische Dreifaltigkeit

Außerdem ist die Gottheiten-Struktur für nicht mit dem Hinduismus vertraute Menschen durchaus verwirrend. Insgesamt kennt der indonesische Hinduismus neun Manifestationen von drei Göttern: Brahma, Shiva und Wishnu. Diese bilden die bali-hinduistische Dreifaltigkeit Trimurti und werden demnach in ihrer ursprünglichen Manifestation sowie einer guten und einer bösen Manifestation dargestellt, also insgesamt neun Gottheiten. Dabei ist beispielsweise “böse” keinesfalls im negativen Sinne zu verstehen – aus allen neun Manifestationen gehen die positiven Eigenschaften hervor. Daneben symbolisieren die Farben aber auch noch die hinduistischen Tugenden.

Die nicht religiöse Verwendungen ist kein Problem

Insbesondere in Tempeln und in ländlichen Regionen Indonesiens kann davon ausgegangen werden, dass aufgestellte Umbul Umbul eine ernsthaft religiöse Bedeutung haben. Doch vor allem auf den tourismusstarken Inseln Java und Bali, die gleichzeitig auch als das spirituelle Zentrum des indonesischen Hinduismus angesehen werden können, erlebten die Balifahnen eine gewisse Banalisierung. Aufgrund ihrer Attraktivität und natürlich der Assoziation mit explizit Java und Bali sind sie längst zu “Werbeträgern” verkommen. Die Balifahnen in touristischen Zentren, Hotels und Ressorts besitzen in der Regel keine religiöse Bedeutung. Um es weniger negativ auszudrücken: die Javaner und Balinesen sehen wie alle Indonesier die heutige Verwendung eher pragmatisch.

Verbreitung und Verwendung bei uns

Damit ist es nicht verwunderlich, dass die Umbul Umbul ihre Popularität in Europa fortsetzen konnten. Hierzulande gelten Balifahnen vor allem als dekorative Gartengestaltung. Die Farben können nach Lust und Laune verwendet werden. Ebenso können die Balifahnen in allen Regenbogenfarben strahlen oder selbst mit westlichen Symbolen und Designs ausgestattet werden. Keinesfalls würden Indonesier das als ein “Sakrileg” sehen. Im Gegenteil: die Balifahnen sollen ja auch Wohlgefallen und gute Laune verbreiten. Damit haben sie dann ihre wichtigste Aufgabe ohnehin erfüllt.